Namensstreit “Mazedonien” und die gefährliche Konfusion über Irredentismus

Namensstreit "Mazedonien" und die gefährliche Konfusion über Irredentismus

Namensstreit “Mazedonien” und die gefährliche Konfusion über Irredentismus. Eine kurze geopolitische Analyse und ein Lösungsvorschlag.

Namensstreit “Mazedonien” und die gefährliche Konfusion über Irredentismus.

In letzter Zeit ist das Wort Irredentismus ausgelutscht, wenn es um journalistische oder politische Hinweise auf Gespräche zwischen Griechenland und der FYROM (ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien) geht und konkret wenn es um die Lösung des Namensstreites geht.

Irredentismus und Staatsgründungen

Wie allgemein bekannt ist, wurden die meisten Staatsgrenzen der Welt nach Völkerwanderungen, Auflösung von Imperien und Kriegen geschaffen.

In den meisten Fällen wurden Grenzen willkürlich gezogen, z. B. in Afrika und im Nahen Osten nach der Völkerbefreiung vom Joch des Kolonialismus.

Auf dem Balkan aber geschah das nationale Erwachen, besonders innerhalb des osmanischen Reichs, nicht zur selben Zeit, mit dem Ergebnis, dass Nationalstaaten zu verschiedenen Zeiten geschaffen wurden.

Zum Beispiel die Gründung des modernen griechischen Staates umfasste zunächst einen kleinen Teil der heutigen Gebiete Griechenlands und des gesamten unterjochten griechischen Volkes. Große Teile der griechischen Bevölkerung blieben außerhalb der Grenzen.

Aus diesem Grund war der griechische Irredentismus nach 1821 für die damaligen Verhältnisse fortschrittlich und gerechtfertigt.

Andere Nationen auf dem Balkan wiederum haben ihre nationalen Mittelpunkte geschaffen und große Teile ihrer eigenen Ethnien außerhalb ihrer Grenzen gelassen, wie dies bei Albanien und Rumänien der Fall war.

Nach Gründung der UNO

Mit der Gründung der UNO als Höhepunkt des antifaschistischen Sieges im Zweiten Weltkrieg wurde auch die Grundlage für den internationalen Frieden und für die Sicherheit, sowie die Unantastbarkeit der nationalen Grenzen geschaffen.

Das bedeutet die Nichtveränderung der Grenzen durch Krieg und Gewalt. Gleichzeitig wurden die Rechte ethnischer Minderheiten anerkannt und durchgesetz.

Auf dieser Grundlage hörte das offizielle Griechenland auf, über die Befreiung des nördlichen Epirus zu sprechen.

Im Gegenzug aber forderte es die vollen Minderheitenrechte für die griechisch stämmige Bevölkerung im Nord-Epirus (die Region liegt in der heutigen Albanien).

Rumänien hat ebenfalls aufgehört, die rumänische Moldauer als ihre eigenen Bürger zu betrachten.

Es hat sich dafür entschieden, die gegenwärtige Republik Moldau, die sich aus der ehemaligen Sowjetrepublik Moldau entstand, anzuerkennen und mit ihr zusammenzuarbeiten.

Wann können wir einen Staat Irredentismus vorwerfen

Manche liegen wirklich falsch, wenn sie behaupten, dass der Name “Mazedonien” Träger von Irredentismus ist.

Dies wäre nur dann der Fall, wenn die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien das Monopol von “Mazedonien” beanspruchen würde, was sie aber heutezutage nicht tut.

Die Führung des Nachbarlandes hat bereits bezüglich des Namensstreites eine Lösung mit einem zusammengesetzten Namen (mit geographischen Hinweis) akzeptiert.

Im Gegenteil, können diejenigen des Irredentismus beschuldigt werden, die sagen, dass “es nur ein griechisches Mazedonien gibt.”

Da sie einfach leugnen, dass es noch zwei weitere Gebiete Mazedoniens gibt, nämlich bulgarische und ehemalige jugoslawische.

Ferner füge ich noch hinzu, dass in dem Sinne, dass der Name ein Träger des Irredentismus ist, könnte z.B. Mexiko die USA beschuldigen, weil ein US-Staat New Mexico heißt.

Weiter könnte z.B. Griechenland Italien verbieten, eine ihrer großen Regionen als “Magna Grecia” zu nennen, was großes Griechenland bedeutet.

Setzt man den Namensstreit außer Acht, hat der Irredentismus nur dann ein Sinn, wenn Staaten auf Bevölkerungen mit gleicher Abstammung beziehen, die außerhalb ihrer eigenen Staatsgrenzen leben, was im Falle der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien bezüglich Griechenland nicht zutrifft.

Darüber hinaus handelt es sich nicht um Irredentismus, wenn die Verfassung eines Landes auf Bevölkerungen mit gleicher Abstammung hinweist. Im Falle Griechenlands haben wir Millionen von Griechen, die im Ausland leben.

Der griechische Staat pflegt starke Beziehungen zu den Auslandsgriechen und hilft die Bewahrung Ihrer Identität zu behalten.

Wenn der Staat mit dem vorläufigen Namen F.Y.R.O.M dasselbe anstrebt, halte ich das nicht für Irredentismus.

Im Gegenteil, Irredentismus ist das Fordern manche nationalistischen Kreise in Griechenland, “Konstantinopel” zurück zu erobern.

Eine Forderung, die wirklich nicht ernst genommen werden kann, wenn man bedenkt, dass in dieser großen Stadt der Türkei heute etwa fünfzehn Millionen Türken leben und die griechische Minderheit leider auf etwa dreitausend Menschen reduziert wurde.

Ein Vorschlag

Ich schließe mit der Feststellung, dass weder das Völkerrecht noch die Verfassungen der Länder die internationalen Probleme automatisch lösen können.

Zypern ist ein Beispiel dafür.

Es gibt noch stärkere und zeitlose Fundamente zum Aufbau von Völkerfreundschaft und Frieden.

Auf dem Balkan sind diese Fundamente, die  gemeinsamen kulturellen Traditionen, die auch die gemeinsamen Kämpfe für die Freiheit beinhalten.

Dazu kommen die heutigen Realitäten, die eine gemeinsame Entwicklung und Sicherheit erfordern.

Panos Trigazis, Mitglied des Zentralkommites Syriza
Bereich internationale Beziehungen

Quelle: Avgi.gr

Print Friendly, PDF & Email
Share